Olaf Sterger

Große Köpenicker Umfahrt
Gosener Kanal

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Gosener Kanal

Der Gosener Kanal ist eine künstliche Wasserstraße in Berlin. Er verbindet den Dämeritzsee mit dem Seddinsee. Der Kanal stellt somit eine Verbindung zwischen den Rüdersdorfer Gewässern und der Spree-Oder-Wasserstraße her (vgl. Bild 2).
Bereits 1872 gab es den Plan einer neuen Verbindung auf dem Wasser zwischen den beiden Seen. Dabei sollte die Linienführung des Kanals im Zuge des vorhandenen Gosener Grabens erfolgen, der nur für sehr kleine Fahrzeuge befahrbar war. Ein Ausbau des Wasserweges gemeinsam mit dem Oder-Spree-Kanal, der zwischen 1876 und 1880 gebaut wurde, konnte aber nicht realisiert werden. Um teure Grundstücksentschädigungen zu umgehen, legte man bei den folgenden Plänen die Kanaltrasse westlich vom Gosener Graben in den Berliner Stadtwald.

«1922/23 war die Kanaltrasse schon fast frei gerodet, aber 1924 wurde infolge der Inflation das Projekt wieder eingestellt. Der erste Spatenstich zu den Bauarbeiten erfolgte dann am 15. August 1933.»

Hans-Joachim Uhlemann: Berlin und die märkischen Wasserstraßen, transpress VEB Verlag für Bauwesen, Berlin, 1987
Berliner Urstromtal
Bild 5: Gosener Kanal
(Foto: Sterger, 28.8.2021)

Mit den Arbeiten wurde der Reichsarbeitsdienst beauftragt. Dazu wurde eine Barackensiedlung für 200 Mann auf dem Westufer des künftigen Kanals in der Nähe der jetzigen Fahlenbergbrücke errichtet.

«Der Aushub erfolgte nur durch Handarbeit mit Spaten, Schaufel und Hacke. Norm war ein Kubikmeter pro Mann pro Tag. Zur Abraumabfuhr von insgesamt 360.000 Kubikmeter wurde eine Feldbahn genutzt, die das Erdreich zur Aufschüttung nördlich der Spree zu den Rahnsdorfer Wiesen brachte.»

(Harald Kampffmeyer: Zur Geschichte des Gosener Grabens)

Der Aushub aus dem Gosener Kanal diente übrigens auch dazu, die Wege in Neu Venedig um rund einen Meter zu erhöhen. Der wichtigste und bauentscheidende Grund war die Umgehung der Regattastrecke in Berlin-Grünau für die Zeit der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin. Möglicherweise wäre es zu Entschädigungsforderungen von Binnenschiffern bei einer Sperrung der Wasserstraße während der Zeit der Olympischen Spiele gekommen. Weitere Gründe für den Kanalbau waren

Quelle: Hans-Joachim Uhlemann: Berlin und die märkischen Wasserstraßen, transpress VEB Verlag für Bauwesen, Berlin, 1987

Für die Schifffahrt bestand das Ziel darin, dass sog. Plauer Maßkähne (Länge 65 m, Breite 8 m, Tiefgang 2 m und Tragfähigkeit 650 t) den Kanal passieren können.
Die Gesamtlänge des Gosener Kanals beträgt 4 Kilometer. Er ist 2,25 m tief, hat eine Sohlenbreite von 16 m und eine Wasserspiegelbreite von 30 m. Eine Schleuse war nicht notwendig, da der Wasserspiegelunterschied zwischen dem Dämeritzsee und dem Seddinsee maximal 55 cm betrug. Trotzdem bewirkte der Kanal einen deutlich höheren Abfluss aus dem Dämeritzsee in den Seddinsee und damit eine Verringerung des Zuflusses zum Müggelsee. In den 1980er Jahren wurde der Kanal weiter ausgebaut und erhielt Spundwände zur Uferbefestigung.
Nach Inbetriebnahme des Gosener Kanals verlor der alte Wasserweg zwischen Dämeritz- und Seddinsee – der Gosener Graben – seine Bedeutung. Heute ist er ein beliebtes Refugium für Paddler und Ruderer, denn er liegt komplett im Naturschutzgebiet „Gosener Wiesen“ und ist für motorgetriebene Wasserfahrzeuge gesperrt.

(siehe auch: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Berlin, 2017: Müggelspreeniederung Köpenick, Teilgebiet Gosener Wiesen und Seddinsee)
Berliner Urstromtal
Bild 6: Biber im Gosener Graben
(Foto: Deresch, 13.4.2009)

Nach Durchfahren des Gosener Kanals gelangt man in den Seddinsee.

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