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Langer See und Dahme
Der Seddinsee geht bei Schmöckwitz nahtlos in den Langen See über, der von der Dahme gespeist wird.
Die Dahme ist ein etwa 95 km langer Nebenfluss der Spree, der in der Nähe des gleichnamigen Ortes Dahme entspringt. Sie berührt oder durchfließt in nördlicher Richtung die kleineren Städte Golßen, Märkisch-Buchholz sowie Königs Wusterhausen und mündet in Berlin-Köpenick kurz hinter der Schlossinsel in die Spree.
Der Name Dahme ist möglicherweise abgeleitet vom wendischen Begriff Dembrowa = Eiche. Andere Autoren führen den Flussnamen auf einen älteren, von der germanischen Vorbevölkerung stammenden Namen zurück, der eventuell einen dunklen Fluss bezeichnet. Solche alten Namen wurden oft von der germanischen Restbevölkerung an die slawischen Zusiedler weitergegeben
(Wikipedia: Dahme).
Große Krampe
Unmittelbar gegenüber von Schmöckwitz liegt zwischen Müggelheim und dem Langen See die Große Krampe. Sie ist eine lang gezogene Bucht (eigentlich eine Glaziale Rinne), die sich über rund 3 km in Nord-Süd-Richtung erstreckt. Die Große Krampe ist gut 100 m breit und wird von der Fährlinie 21 überquert, die die Anlegestellen Krampenburg (am Westufer) mit Große Krampe (Ostufer) verbindet. Die Bucht ist auf beiden Seiten vom Köpenicker Forst umgeben Quelle: Große Krampe (Wikipedia). In unserer Fahrtrichtung gesehen liegt vor der Großen die Kleine Krampe.
An der Spitze der Großen Krampe befand sich bis Mitte der 70’er Jahre die Gaststätte Krampenburg. Der Wirt warb seinerzeit mit der Bezeichnung „Berliner Alpen“ für einen Besuch.
Heute befindet sich dort der Zeltplatz „Kuhle Wampe“, der sich ursprünglich am Südufer des Müggelsees befand und bei der Berliner Arbeiterschaft sehr beliebt war. Aus politischen Gründen wurde er 1935 von den Nazis geräumt. Der Zeltplatz „Kuhle Wampe“ spielte 1932 in dem gleichnamigen Film von Slatan Dudow eine wichtige Rolle. Bertolt Brecht schrieb das Buch und Hanns Eisler komponierte die Musik zu diesem Film.
Langer See
Der Lange See ist ein etwa 13 Kilometer langer See im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick. Er ist ein typischer Rinnensee, der von der Dahme durchflossen wird. Der Lange See umfasst eine Fläche von 284 Hektar.
Der Lange See hat seinen Beginn im Seenkreuz bei Schmöckwitz und nach nordwestlichem Verlauf sein Ende an der Köpenicker Altstadtinsel, wo die Dahme in die Spree einmündet. Der Bereich zwischen Einmündung Teltowkanal (Grünau) und Einmündung Spree (Köpenick) wird dabei in der Regel wieder als Dahme und nicht weiter als Langer See bezeichnet
Langer See und Dahme (Wikipedia).
In der von uns gewählten Fahrtrichtung liegen die Müggelberge mit dem Müggelturm rechter Hand des Langen Sees. Linker Hand liegen Schmöckwitz, Karolinenhof, Grünau und Adlershof. Zwischen Grünau und Köpenick zweigt der Teltowkanal ab (in Fahrtrichtung gesehen ebenfalls linker Hand). In Karolinenhof war zu DDR-Zeiten Honeckers Gastschiff „Albin Köbis“ stationiert. Es war im Oktober 1974 beim VEB Yachtwerft Berlin-Köpenick vom Stapel gelaufen und war eine von vier DDR-Staatsyachten, die von der DDR-Führungselite zum Empfang hochrangiger Gäste genutzt wurden.
Als Reeder war das Ministerium für Staatssicherheit aufgetreten. Die „Albin Köbis“ galt als eine Art „Amtszimmer auf See“, auf dem beispielsweise der Ministerrat bis 1989 in lockerer Atmosphäre Gespräche mit Staatsgästen führen und Verträge abschließen konnte. Inzwischen wurde das Schiff mehrfach verkauft, umgebaut und weiterverkauft, zuletzt an einen Privatmann in Berlin. Das Schiff, inzwischen auf den Namen „Vineta“ getauft, soll jetzt in Alt-Treptow liegen. (Quelle: Erich Honeckers Schiff "Vineta" - Die Staatsyacht der DDR kehrt zurück, Tagesspiegel vom 20.07.2018)
Im Verlauf des Langen Sees gibt es drei kleinere Inseln:
- Kleiner Rohrwall
- Großer Rohrwall
- Rohrwallinsel
Der Kleine Rohrwall liegt – in unserer Fahrtrichtung gesehen – unweit hinter dem Schmöckwitzer Seenkreuz. Gleich danach folgt der Große Rohrwall, dem sich am Ufer linkerhand der Bootsverleih Richtershorn und eine Gaststätte mit Bootsanleger anschließen. Die Rohrwallinsel erreicht man erst hinter dem Abzweig des Teltowkanals, bevor nach der letzten Biegung der Dahme Alt-Köpenick mit Schloss sichtbar werden.
An der sogenannten „Bammelecke“, einen knappen Kilometer hinter dem Großen Rohrwall, weist der Lange See eine vergleichsweise scharfe Kurve auf. Das Ufer ragt hier tief in das Gewässer und von der Spitze hat man einen weiten Blick auf den See in beide Richtungen. Das erfreut die Besucher des dort gelegenen Badestrands und nützt den Helfern der benachbarten Wasserrettungsstation der DLRG.
Die Bezeichnung „Bammelecke“ soll übrigens darauf zurückzuführen sein, dass die aus Köpenick kommenden Segler nach der vergleichsweise geruhsamen Passage der Regattastrecke in Berlin-Grünau hier von einem starken Wind empfangen werden, vor dem sie „Bammel“ haben…
Eine ähnliche, aber historische Version, wie die „Bammelecke“ zu ihrem Namen kam, konnte man unlängst in der Berliner Zeitung lesen:
«Im 19. Jahrhundert segelten die Schiffe von Schlesien nach Berlin, sie brachten Baumaterial und Lebensmittel. Bevor der Oder-Spree-Kanal gebaut wurde, gab es an der Stelle eine starke Strömung, weil das Gewässer um die Ecke floss und die Schiffer „Bammel“, also Angst, hatten, die Kurve nicht zu kriegen.»
(Bischoff, K.: Die Bammelecke – ein Ort, an dem ich die Seele bammeln lassen kann, Berliner Zeitung, 14.8.2022)
Am der „Bammelecke“ gegenüber liegenden Ufer befanden sich zu DDR-Zeiten die Ausflugsgaststätte „Marienlust“, die leider völlig niedergebrannt ist und eine Dampferanlegestelle. Über einen kurzen Fußweg am Ufer und eine Treppe gelangt man von da aus zum Müggelturm.
„Schmetterlingshorst“, eine weitere Gaststätte am Fuße der Müggelberge, die nach der Wende in Flammen aufging, ist zumindest wieder als Imbiss geöffnet.
Die o.g. Badestelle an der „Bammelecke“ ist bei weitem nicht die einzige Bademöglichkeit am Langen See. Neben unzähligen „wilden“ Badestellen am rechten und linken Ufer, teilweise auch als FKK, sind die Strandbäder Wendenschloss und Grünau hervorzuheben.
Darüber hinaus haben sich viele Bootshäuser, Ruder- und Segelclubs sowie Ausflugsgaststätten angesiedelt. Das ehemals berühmte „Riviera Grünau“ mit seinem riesigen Ballsaal und dem Restaurant „Bellevue“ ist seit 2021 eine luxuriöse Seniorenresidenz.
Zwischen Müggelheim/Krampenburg und Schmöckwitz sowie zwischen Grünau und Wendenschloss kann der Lange See durch regelmäßig fahrende Fähren überquert werden.
Am Langen See zwischen „Bammelecke“ und Abzweig Teltowkanal liegt die Regattastrecke Berlin-Grünau. Sie war Austragungsort der Ruder- und Kanuwettbewerbe der Olympischen Spiele 1936.
Die Regattastrecke ist 2000 Meter lang und bietet sechs Bahnen bei Ruderwettbewerben, und neun Bahnen für den Kanusport. Sie ist Eigentum des Stadtbezirks Köpenick. Heute werden dort Regatten im Rudern und Kanurennsport, Veranstaltungen im Kanupolo, mit Drachenbooten sowie Motorbootrennen ausgetragen. Aufgrund des Schiffsverkehrs und der Strömung der Dahme entspricht die Strecke allerdings nicht mehr den heutigen Anforderungen an internationale Meisterschaften.
Die erste offizielle Ruderregatta auf der Strecke fand am 27. Juni 1880 statt, und sie ist damit die älteste Sportstätte Berlins, die immer noch genutzt wird.
Zur 750-Jahrfeier von Berlin im Jahre 1987 war hier die Haupttribüne des Ostberliner Wasserfests, vor der u.a. eine große Jubiläumsschiffsparade stattfand.
Frauentog
Ein kurzer rechter Arm der Dahme, der mit ihr die Köpenicker Schlossinsel umschließt, wird als Frauentog bezeichnet. Die Bezeichnung rührt von den früher hier tätigen Wäscherinnen her (Frauentog, interpretiert als Frauenzug).
Aufgrund des Wasserreichtums spielten Wäschereien in Köpenick immer schon eine wichtige Rolle. Berühmt wurde z.B. die Wäscherei Wilhelm Spindler, die im heutigen Ortsteil Spindlersfeld ansässig war.
Wilhelm Spindler führte als erster in Deutschland 1854 die Chemische Reinigung mit Benzol bzw. Benzin ein („Trockenreinigung“). Das Unternehmen „W. Spindler - Wäscherei, Färberei und chemische Reinigung - Spindlersfeld bei Coepenick“ florierte und finanzierte z.B. den ersten Müggelturm aus Holz und die noch heute betriebene S-Bahn-Linie vom S-Bahnhof Schöneweide über S-Bahnhof Oberspree zur Endhaltestelle am S-Bahnhof Spindlersfeld.
Schloss Köpenick
Das Schloss liegt in der Nähe der Mündung der Dahme in die Spree auf einer Insel in der Dahme, unweit der Köpenicker Altstadt und seinem Rathaus. Die Flussinsel ist über eine Brücke mit dem Festland verbunden.
Schloss Köpenick ist mit einer der interessantesten Episoden preußischer Geschichte verbunden, dem Hochverratsprozess gegen den Kronprinzen Friedrich II. und seinen Jugendfreund Hans Hermann von Katte. Kronprinz Friedrich II., der später als Friedrich der Große in die Geschichte einging, wollte der Fuchtel seines Vaters, der wegen seines Ticks mit den „langen Kerls“ auch als Soldatenkönig bezeichnet wurde, entrinnen. Dieses Vorhaben scheiterte. Der junge Kronprinz wurde bereits gestellt, kurz nachdem er sein Pferd zur Flucht bestiegen hatte. Wenig später wurden er und Katte in Festungshaft genommen. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen beauftragte ein Kriegsgericht mit der Urteilsfindung über seinen Sohn und dessen Fluchthelfer. Dieses Kriegsgericht tagte im Schloss Köpenick. Theodor Fontane schreibt dazu u.a. folgendes:
«Am 28. Oktober 1730 trat … das Kriegsgericht zusammen, das über den Lieutenant Katt vom Regiment Gensdarmes, sowie über den »desertirten Obristlieutenant Fritz« Urteil sprechen sollte. Diese höchst denkwürdige Sitzung fand in dem sogenannten Wappensaale statt…
(Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Vierter Teil
…die das Kriegsgericht bildenden sechzehn Offiziere lehnten einen Rechtsspruch über den Kronprinzen einfach ab und verurteilten den Lieutenant v. Katte zu lebenslänglichem Festungsarrest. Der König stieß dies Urteil um.»
Spreeland Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
J. G. Cotta´sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart und Berlin 1905)
Er bestand darauf, dass von Katte hingerichtet wird und dass der Kronprinz der Vollstreckung des Urteils in der Festung Küstrin beizuwohnen hat.
Schloss Köpenick gehört heute zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz und beherbergt das zweite Haus des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin, dessen Hauptsitz sich am Kulturforum am Potsdamer Platz befindet.
Im Wappensaal, wo seinerzeit das Kriegsgericht tagte, steht heute ein opulentes Tafelservice aus der Regierungszeit des rebellischen Kronprinzen, angefertigt von der Königlichen Porzellanmanufaktur 1767 für das Schloss Breslau. Im Schloss Köpenick sind weitere wertvolle Tafelservices im Stil des Rokoko aus dem Besitz Friedrichs des Großen ausgestellt.
Rathaus Köpenick und Köpenickiade
Nachdem man an Schloss Köpenick vorbei gefahren ist, unterquert man die denkmalgeschützte Lange Brücke. Dann eröffnet sich rechter Hand der Blick auf die Köpenicker Altstadt mit dem charakteristischen Rathaus.
Vor dem Eingang zum Rathaus steht eine Skulptur des Schusters Wilhelm Voigt, besser bekannt als der Hauptmann von Köpenick. Dieser hatte am 16. Oktober 1906 mit 10 Mann Garde-Infanterie das Rathaus gestürmt, den Bürgermeister gefangen gesetzt und die Stadtkasse konfisziert. Über diesen Streich lachte die ganze Welt und Köpenick wurde in Karikaturen, Gedichten, Theaterstücken und Liedern durch den Kakao gezogen.
Ihr Leute, höret die Geschicht´, die ich aus Köpenick bericht´.
sehr kluge Leute wohn´n darin, denn Köpenick liegt bei Berlin.
Was dort vor kurzem ist gescheh’n, das hat die Welt noch nicht geseh´n.
Was rennt das Volk, was wälzt sich dort die langen Gassen brausend fort? Voran die Grenadiere, des Königs Grenadiere,
auf jeder Seite viere und der Gefreite vorn.
Ja, zeigt sich wo ein blanker Knopp, nickt man vor Ehrfurcht mit dem Kopp.
Das Köppenicken, das bringt Glück. Daher der Name Köpenick...
Die Grenadiere stellten sich vor’s Rathaus - es war fürchterlich.
Die Leute standen auf dem Damm, die Grenadiere standen stramm.
Dann kam der Herre Hauptmann, der Hauptmann, der Hauptmann.
Ja, was der sagt, das glaubt man. „Der Hauptmann hat´s gesagt!“
Der Hauptmann zog ins Rathaus ein, und dort gehorcht ihm Groß und Klein.
Die Polizei von Köpenick hielt selbst das Publikum zurück.
Der Hauptmann zählt den ganzen Kitt. und nimmt sogar die die Pfenn´ge mit.
Doch vorher wurde der Rendant zur neuen Wache hingesandt -
und dann der Bürgermeister, der Meister, der Meister -
der klügste aller Geister, ein kluger Langerhans.
Als alles nun geschehen dort und als der Hauptmann lange fort
da wurde erst den Leuten klar, dass er ein Räuberhauptmann war.
Jetzt sucht man, wo der Schwindler steckt. Die Mütze hat man schon entdeckt.
Den Säbel bracht’ man auch herbei und fröhlich ruft die Polizei:
„Jetzt hab’n wir auch die Hose, die Hose, die Hose“ –
Doch’s Pech ist bei der Chose: Der Hauptmann ist nicht drin.
Und die Moral von der Geschicht´: Die Hauptsach´ ist der Hauptmann nicht.
Die Uniform verschafft Respekt, ganz gleich wer auch darinnen steckt.
Wo eine Uniform sich zeigt, da wird man ängstlich und man schweigt,
da wird nur noch "Hurrah" geschrien. Ja, eine solche Disziplin,
die hab´n wir nur in Preußen, in Preußen, in Preußen,
wenn alle Stränge reißen, stramm hält die Disziplin!
(Otto Reuter, Der Räuberhauptmann von Köpenick)
Zum Gaudi der Touristen wird vor dem Rathaus der Aufzug des Hauptmanns von Köpenick an den Wochenenden regelmäßig nachgespielt.
Die Köpenicker Altstadt ist aber auch anderweitig ein wichtiger Faktor in Berlins Kultur und Tourismus. Es gibt hier viele liebevoll eingerichtete kleine Geschäfte und interessante Kleinbühnen. Der weithin bekannte Cöpenicker Whiskyherbst ist ein fester Bestandteil des Berliner Veranstaltungskalenders.