zurück zur vorhergehenden Seite der großen Köpenicker Umfahrt
Müggelsee und Müggelberge
Der Müggelsee ist der größte der Berliner Seen. Zur Abgrenzung von dem mit ihm verbundenen, nur etwa 0,16 km² bedeckenden Kleinen Müggelsee wird er als Großer Müggelsee bezeichnet.
Der See dehnt sich über 7,4 km² aus (max. 4,3 km lang; 2,6 km breit) und ist bis zu 8 Meter tief. Der See und die am Südrand gelegenen Müggelberge, mit 115 m die höchsten Berliner Erhebungen, entstanden während des Pleistozäns.
Bevor wir auf die Sehenswürdigkeiten rund um den Müggelsee eingehen, soll noch einmal Theodor Fontane zu Wort kommen. In seinen „Wanderungen in der Mark Brandenburg“ beschreibt er eine Fahrt auf der „wendischen Spree“ mit einem Segelboot, der „Sphinx“, von Köpenick nach Teupitz. Bei dem als „Wendische Spree“ bezeichneten Fluss handelt es sich um die Dahme. Im Unterschied dazu wurde die Spree auch als „Deutsche Spree“ bezeichnet.
Obwohl diese Bootsfahrt nicht über den Müggelsee führte, wurde in den Gesprächen an Bord der Sphinx auch darüber gesprochen. Der Müggelsee wurde damals als die Müggel bezeichnet. Über die Gefahren auf der Müggel zitiert Fontane den Kapitän der „Sphinx“ mit folgenden Worten:
«Sie ist das tückischste unter allen Wässern. Gerade so tückisch, wie sie unschuldig aussieht. Plötzlich springt ein Wind auf, wirft sich in die Segel und legt das Boot auf die Seite. Wer sich dann an Mast und Planke hält, der mag gerettet werden; wer es aber durch eigene Kunst ertrotzen will, der ist verloren. Er verfitzt sich im Kraut und geht in die Tiefe. Die guten Schwimmer und die guten Segler, gerade sie sind es, die der Müggeltücke verfallen.»
(Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Vierter Teil
Spreeland Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
J. G. Cotta´sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart und Berlin 1905)
Die wie in einer Schüssel liegende große Wasserfläche des Sees verstärkt jeden Wind, egal ob er aus dem Westen oder dem Osten kommt. Dabei können sich Wellen aufbauen, die den Vergleich mit der offenen See nicht zu scheuen brauchen. Auch heute noch ertrinken immer wieder selbst gute und kräftige Schwimmer im Müggelsee. Fontane hat hier also keineswegs übertrieben.
Wie aus Bild 27 zu ersehen, ist der Müggelsee auch im Winter ein Magnet – vorausgesetzt, das Eis trägt. Im Winter 2010 war dies letztmalig der Fall. So konnten sich Jung und Alt in der Nähe des Strandbads vor der ehemaligen Borkenbude am Schlittschuhlaufen, Eishockey-Spielen oder einfach nur an einem Spaziergang auf dem Eis erfreuen. Nach den düsteren Prognosen der Klimaskeptiker dürfte diese Art von Vergnügen auf den Berliner Seen aber wohl bald endgültig der Vergangenheit angehören…
Blickt man von einem Schiff oder Boot auf dem Müggelsee nach Süden, bestimmen die Müggelberge den Horizont. Sie liegen zwischen dem Langen See und dem Müggelsee im Südosten Köpenicks und sind mit 114,7 Meter über NHN die höchste natürliche Erhebung Berlins.
Auf dem Kleinen Müggelberg wurde 1961 der vielbesuchte heutige Müggelturm errichtet, der einen weitreichenden Ausblick über den See und die Wälder bis hin zur Silhouette Berlins bietet.
Müggelturm
Der Müggelturm ist ein bekanntes Ausflugsziel im Südosten Berlins in Köpenick. Er steht südlich des Müggelsees in den Müggelbergen auf dem Kleinen Müggelberg in einer Höhe von 88 m ü. NN. An der gleichen Stelle stand früher ein Holzturm, der 1958 abgebrannt ist. Dieser wurde im Auftrag von Carl Spindler, dem Eigentümer der Köpenicker Großwäscherei Spindler 1880 zunächst mit einer Höhe von 10 m errichtet und 1889 umgebaut, so dass der Turm schließlich eine Höhe von 27 m hatte. Man erreicht das Müggelturm-Areal von der ehemaligen Ausflugsgaststätte Marienlust im Süden an der Dahme über einen Weg mit anschließender Treppe (243 Stufen) oder vom Teufelssee im Nordosten, ebenfalls über eine Treppe (111 Stufen ). Vom Müggelheimer Damm führt die Straße zum Müggelturm zum Turm hinauf, die aber für den Autoverkehr nur bis zu einem Parkplatz ein paar hundert Meter vor dem Plateau zugelassen ist.
Der gesamte Gebäudekomplex, bestehend aus Müggelturm mit Gaststätte und Hotel wurde nach der Wende an private Investoren veräußert in der Hoffnung, dass die Bauwerke saniert werden und wie bisher der Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Dabei sind aber die Liegenschaftsgesellschaft der Treuhand und der Berliner Senat windigen Geschäftemachern aufgesessen, so dass viele Jahre gar nichts geschah. Restaurant und Hotel wurden geschlossen und verfielen. Lediglich der Aussichtsturm wurde mit EU-Mitteln notdürftig instandgehalten. Ende 2013 konnte der letzte Verkauf rückabgewickelt werden und ab Mai 2014 erhielt der Köpenicker Immobilien-Unternehmer Matthias Große (Partner der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein) das Gelände zugesprochen.
Die Bild-Zeitung beeilte sich, M. Große in ein eher schlechtes Licht zu rücken. Fakt ist aber, dass Große unter dem Motto "Der Müggelturm ist wieder ein Köpenicker" - im Gegensatz zu den westdeutschen Vorbesitzern - wirklich etwas bewegt hat. Seit Große eingestiegen ist, wird gebaut auf dem Areal.
Die offizielle Neueröffnung fand am 1. Mai 2018 statt. Sie gab Anlass zu der Hoffnung, dass der Müggelturm sowie Restauration und Hotel in absehbarer Zeit wieder ein echter Anziehungspunkt der Berliner und ihrer Gäste werden.
Teufelssee (Köpenick)
Der kürzeste Fußweg zum Müggelturm beginnt am Müggelheimer Damm oberhalb der Gaststätte Rübezahl (vgl. Abb. 28). Er führt vorbei am Köpenicker Teufelssee, der am Fuße des Kleinen Müggelberges in der Köpenicker Bürgerheide liegt. Der mit 1,6 Hektar sehr kleine, flache und nährstoffreiche See ist ein in der Eiszeit entstandenes Hochmoor, das Schmelzwasser des Eises als Senke ausgestrudelt hatten. Am See unterhält die Waldschule Teufelssee einen drei Kilometer langen Naturlehrpfad, der großteils über Holzbretterwege über morastigen Untergrund rund um den See an seltenen Pflanzen wie Teichrosen, Wasserschierling oder Sonnentau vorbeiführt. Das Ausflugsziel Müggelturm befindet sich einige Hundert Meter südwestlich vom See am westlichen Hang des Kleinen Müggelberges. Gleich in der Nähe des Teufelssees endet die Rodelbahn der Müggelberge, im Volksmund Todesbahn genannt (gesperrt). Verschiedene Sagen ranken sich um das Gewässer, an dem nach einer dieser Geschichten ein Teufelsaltar gestanden hatte. Den Beginn einer anderen Sage über ein im See verschwundenes Schloss erzählt Inge Kiessig lt. Wikipedia wie folgt nach:
«In dem dichten Schilfgürtel am Rande des Teufelssees lag früher ein Großer Stein. Man nannte ihn den Prinzessinnenstein, denn er zeigte die Stelle an, an der einmal ein prächtiges Schloss gestanden hatte, das eine Prinzessin bewohnte. Sie wurde verwünscht und ist samt ihrem Palast im Moor versunken. Zuweilen aber kam sie zum Vorschein...»
Bismarckwarte
Am 16. Oktober 1904 wurde auf dem Großen Müggelberg die 40 Meter hohe Bismarckwarte durch den 1899 gegründeten Verein „Bismarck-Warte zu Cöpenick e.V.“ eingeweiht. Der Architekt war Otto Rietz aus Schöneberg. Die Grundsteinlegung fand am 23. Mai 1903 statt und die Gesamtbaukosten betrugen 120.000 Goldmark. Der Turm und die Bildhauerarbeiten wurden vollständig aus Rüdersdorfer Kalkstein gefertigt.
Im Fuß des Turms befand sich eine Gedächtnishalle mit einer Bismarck-Statue darin. Über dem Eingang zur Gedächtnishalle thronte ein vier Meter hoher Löwe des Bildhauers August Gaul. Die Vorderseite des Turmes war durch einen brandenburgischen Adler des Bildhauers Max Meißner verziert.
Die Aussichtsplattform in 29 Metern Höhe konnte über zwei sich gegenüberliegende Eingänge an den Seiten des Turmes über zwei Treppen mit jeweils 166 Stufen erreicht werden. Eine nicht öffentlich zugängliche Wendeltreppe führte von der Aussichtsplattform zur Spitze der Warte auf der eine Feuerschale angebracht war. Über ein spezielles System konnte in ihr eine bis zu 18 Meter hohe Flamme erzeugt werden. Während der ganzen Olympischen Sommerspiele 1936 brannte in der Feuerschale ein von Berliner Schülern in die Müggelberge gebrachtes Feuer.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Bismarckwarte im April 1945 von deutschen Truppen gesprengt, um den anrückenden sowjetischen Armeen keine weithin sichtbaren Punkte zur Orientierung beim Marsch auf Berlin zu geben. Dabei fielen neben der Bismarckwarte auch einige Kirchtürme den Sprengungen zum Opfer.
Überreste des Bismarckturmes gibt es nicht mehr. An der Stelle der früheren Bismarckwarte befindet sich heute die Investitionsruine des unvollendeten Fernsehturms Müggelberge.
Fernsehturm Müggelberge
Der Fernsehturm Müggelberge ist ein für Richtfunkzwecke genutzter 31 Meter hoher Turmstumpf auf den Müggelbergen im Südosten von Berlin. Er sollte ursprünglich der Fernsehturm von Berlin werden. Als mit dem Bau 1954 begonnen wurde, wurde übersehen, dass er eine Gefährdung für die den Flughafen Berlin-Schönefeld anfliegenden Flugzeuge darstellen würde. Am 13. Dezember 1955 wurde aus diesem Grund der Bau eingestellt. Geplant war eine Höhe von 130 m mit einer Aussichtsplattform auf 70 m.
Der Turmstumpf wurde später vom Ministerium für Staatssicherheit als Abhöranlage genutzt. Heute dient er der Deutschen Telekom AG als Richtfunkknoten und trägt eine Radarkuppel auf seiner Spitze.
Neben dem Fernsehturm Berlin-Müggelberge befindet sich noch ein 64 Meter hoher Stahlfachwerkturm mit Antennen für Richtfunk und dem nichtöffentlichen Landfunkdienst.
Wasserwerk Friedrichshagen
Das Wasserwerk Friedrichshagen wurde 1893 in Berlin-Friedrichshagen in Betrieb genommen. Es war das dritte städtische Wasserwerk Berlins nach dem 1856 am Stralauer Tor an der Spree und 1877 in Berlin-Tegel am Tegeler See errichteten Werken und galt damals als größtes und modernstes seiner Art in Europa. Als Rohwasser wurde damals ausschließlich Oberflächenwasser aus dem Müggelsees eingesetzt. Die Tageskapazität betrug 86.400 m³ Oberflächenwasser.
Mit der Inbetriebnahme dieses Werkes konnte das Wasserwerk am Stralauer Tor im Jahre 1894 seinen Betrieb einstellen.
Mit insgesamt sechs Maschinenhäusern, 34 Langsamsandfiltern, vier Rieselern, zahlreichen Nebengebäuden und vier Wohnhäusern ist das Wasserwerk, das sich auf einem Areal von 55 ha ausdehnt, heute ein Zeugnis der Industriegeschichte und ein Flächendenkmal von europäischem Rang. Als besonders sehenswert gilt die Maschinenhalle mit den Maschinen aus dem 19. Jahrhundert.
Geschichte: Die Errichtung dieses Wasserwerks und der beiden Vorgänger basiert auf dem im Jahr 1852 zwischen der Preußischen Staatsregierung und den englischen Unternehmern Sir Charles Fox und Thomas Rushell Crampton abgeschlossenen Vertrag über die Versorgung Berlins mit fließend Wasser - damals noch durch die in London ansässige „Berlin-Water-Works-Company“.
Bereits vor Ablauf dieses Vertrags im Jahre 1881, nachdem die Gesellschaftsanteile zum aktuellen Taxpreis an Berlin abgegeben werden sollten, erwarb die Stadt Berlin im Jahre 1873 die Gesellschaftsanteile für insgesamt 1,25 Millionen Pfund Sterling und mit dem 2. Januar 1874 trat die Stadt Berlin unter dem Oberbürgermeister Hobrecht in die Verwaltung der nunmehr städtischen Wasserwerke ein.
Die Entwürfe für die Fabrikgebäude stammen vom Ingenieur Henry Gill, der ehemals Betriebsdirektor der englischen Gesellschaft und nunmehr Direktor der städtischen Wasserwerke war und vom Architekten Richard Schultze. Die Fassaden der Gebäude wurden mit Backsteinen ausgeführt.
Im Zeitraum von 1904 bis 1909 wurde das Wasserwerk zur Gewinnung und Aufbereitung von Grundwasser umgebaut. Insbesondere stammt aus dieser Zeit der in den Jahren 1991–1995 restaurierte Sammelbrunnen. Von 1925 bis 1927 erfolgte eine teilweise Modernisierung, in deren Folge Teile des Wasserwerks elektrisch betrieben wurden. Außerdem erhöhte sich die Tageskapazität auf 320.000 m³ aufbereitetes Wasser.
Im Jahre 1979 wurde eine erste und im Jahre 1983 eine zweite Schnellfilterhalle errichtet. Ebenfalls im Jahr 1983 wurde der Dampfmaschinenbetrieb eingestellt. Seit 1991 ist die Entnahme von Oberflächenwasser eingestellt und es wird nur noch Grundwasser gefördert.
Im Jahr 2022 geben die Berliner Wasserbetriebe die Förderleistung des Wasserwerks mit maximal 230.000 m³ Wasser pro Tag an. Hierzu dienen insgesamt 215 Vertikalbrunnen, die jeweils 30 bis 60 m tief sind, und aus denen mit Hilfe von Unterwassermotorpumpen jeweils 40 bis 125 m³ Wasser pro Stunde gefördert wird. Das Rohwasser wird in zwei Rieslerstrassen mit je vier Rieslern belüftet, pro Riesler kann max. 1.450 m³/h Wasser durchgesetzt werden. Anschließend wird das Wasser in 22 Mehrschichtfiltern mit einer Filterfläche von je 75 m² und einer Filtergeschwindigkeit von bis 7,30 m pro Stunde aufbereitet. Das Reinwasser wird ins Versorgungsgebiet der Tiefstadt sowie zu den Zwischenpumpwerken Lichtenberg und Lindenberg gefördert.
Bevor man aus dem Müggelsee in die Müggelspree zwischen Müggel- und Dämeritzsee einfährt, liegen linkerhand von unserer Tour die „Bänke“. Zweigt man kurz von unserer Umfahrt in die Bänke ab, eröffnet sich der Blick auf die Wasserfront von Rahnsdorf Mühle (Bild 32).
Links und Downloads
- Große Köpenicker Runde (PDF)
- Link:
Großer Müggelsee (Wikipedia) - Link:
Am Müggelsee - Link:
Müggelturm (Hotel und Restaurant) - Link:
Müggelturm (Wikipedia) - Link:
Teufelssee in Berlin-Köpenick (Wikipedia) - Link:
Bismarckwarte (Wikipedia) - Link:
Fernsehturm Müggelberge (Wikipedia) - Link:
Wasserwerk Friedrichshagen (BWB)